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ER wusste nicht, wie ER hier hergekommen war. Staub, Asche, Trümmer so weit ER sehen konnte. Die Landschaft war tot, in den Himmel ragten Ruinen von Gebäuden - nichts mehr als Gerüste, die jede Sekunde in sich selbst zusammenbrechen könnten. Es herrschte Stille, lauter als jedes Geräusch der Welt - keine Stimmen waren zu vernehmen, nicht das Treiben auf den Straßen, nicht einmal das Rauschen der Blätter hoch oben auf den Bäumen.

Und doch fühlte ER sich beobachtet. ER konnte nicht ausmachen von wem oder was. Es war wie ein kalter Blick im Nacken der IHN zum Erschaudern brachte, eine Präsenz, die sich durch die Leere bewegte, direkt auf IHN zu.

SEINE Knie gaben nach, und ER konnte spüren wie ER sich immer weiter von der Landschaft um IHN herum entfernte. Die Dunkelheit umhüllte IHN, und nahm IHN in sich auf, bis ER begann zu fallen, unendlich weit, und alle seine Sinne entzogen sich IHM.

Als würde IHM jemand einen heftigen Ruck geben wurde ER zurück ins Bewusstsein geholt. ER riss die Augen auf. Diese Welt - sie war dieselbe wie im Traum, doch auf einmal war ER nicht mehr allein.

Um IHN herum stand eine Gruppe deformierter Körper mit gebrochenen Blicken in den Augen. Die Entstellten. Sie waren das, was von den Menschen übrig geblieben war, und doch konnte man kaum erahnen, was sie einmal waren. Ihre Bewegungen waren schwer, mit jedem Schritt trugen sie die Last einer verlorenen Welt mit sich. Ihre Stimmen schlichen zwischen den zerbombten Gebäudewänden umher, leise, und doch so scharf, dass man fast glauben konnte, sie würden einem das Fleisch blutig schneiden, sollte man sie je vernehmen.

Aus ihrer Mitte trat eine Gestalt hervor, der Gesandte. Er hob die Hand, zeigte auf IHN und begann zu sprechen.

"Du warst es. Du hast das Ende herbeigeführt!"

ER erstarrte.

"Wovon sprecht ihr? Ich erinnere mich an nichts!"

Der Gesandte trat näher. Wut loderte wie Feuer in seinem Blick, als er seine Stimme erhob und sprach:

"Du bist derjenige, der uns Chaos und Zerstörung brachte. Du hast die Katastrophe über uns gebracht!"

Und wieder empfand ER nur Verwirrung über seine Worte.

"Ich verstehe nicht..."

Aber der Gesandte setzte fort:

"Finde einen Ort, der nicht von deiner Schuld befleckt ist."

Sie verlangten von IHM, einen Ort zu finden, an dem sie leben konnten, wo die Natur noch atmete. Einen Ort, der ihnen eine neue Hoffnung geben würde.

So machte ER sich auf den Weg durch eine gebrochene Welt aus verbrannter Erde und verblassenden Erinnerungen. Dennoch glaubte ER, manchmal die Spuren eines früheren Lebens zu erkennen. Die sanfte Stimme einer Mutter, das Lachen von spielenden Kindern in der Ferne. Und dann Schreie. Feuer. SEINE Hände getränkt in tiefem Rot.

Die Erinnerungen holten IHN ein, und als ER glaubte, ER würde daran zerbrechen, fand er eine Gestalt. Sie berührte IHN im Gesicht, und es war als würde ein Funken Hoffnung von ihren Fingerspitzen in ihn übergehen.

"Du suchst mehr als nur einen Ort", sagte die Seherin, und ihre Stimme hüllte IHN in ein Gefühl der Geborgenheit. "Du suchst Vergebung in einer Welt, die nichts mehr verzeiht."

Und als ER sie betrachtete, während ihre Worte in seinem Kopf noch nachhallten, sah er die Vergangenheit plötzlich ganz klar vor sich.

"Ich war es", sprach ER, in trockener Resignation. "Ich habe es getan."

"Aber du kannst sie retten."

Die Seherin wies IHM den Weg, und bald darauf erstreckte sich vor IHM ein Tal. Grün, üppig, und unberührt, und ER wusste, hier würden sie leben können. ER schöpfte Mut und eine neue Hoffnung, und dennoch fand ER die erhoffte Erlösung von seiner Schuld nicht.

ER sah ihnen zu, wie sie begannen, sich ein neues Leben aufzubauen, und gleichzeitig wuchs die Leere in IHM nur weiter. Wie sollte ER je mit dem leben können, was ER getan hatte?

Dem Gesandten wurde klar, dass der Plan nicht aufging. ER hätte einen anderen Zweck erfüllen sollen. Doch so war ER weder Held noch Retter, und ER blieb zurück mit seiner eigenen Schuld, die IHN an den Rand der Verzweiflung trieb.

Und trotzdem sollte dies nicht SEIN Ende sein.